Das war die Fachgruppentagung 2022

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Das war die Fachgruppentagung 2022

Maler:innen und Tapezierer:innen tauchten in die Welt der Jugend ein


Endlich wieder persönliches Netzwerken und Austauschen: Zahlreiche Mitglieder trafen sich am 23. September 2022 zur Fachgruppentagung der Maler und Tapezierer in der Veranstaltungshalle der Sparte Gewerbe und Handwerk. Zur guten Stimmung trugen auch die Leistungspartner:innen bei, die im Vorfeld ihre Produkte präsentierten und die Innung schon seit Jahren unterstützen. Entsprechend bedankte sich Landesinnungsmeister Rudi Bredschneider in seiner Begrüßung für die gute Zusammenarbeit. Kurz und kompakt präsentierte Barbara Quendler den Finanzbericht und Zahlen rund um die Innung. Erfreulich: Die Zahl der Mitglieder steigt leicht. Weniger positiv ist, dass die Zahl der Lehrlinge kontinuierlich zurückgeht.

Facharbeiter:innen können nur wir selbst ausbilden

Auf die Frage von Moderator Seppi Rukovina nach der aktuellen Lage der Branche, freute sich Rudi Bretschneider über die sehr gute Auftragslage. Ein Wehrmutstropfen sei aber der Facharbeiter- und Lehrlingsmangel. „Wir sind schon sehr besorgt und müssen uns selbst am Schopf packen. Die Facharbeiter können nur wir selbst ausbilden!“ Die Aufgabe der Innung sei es, Jugendliche für den Beruf zu begeistern. Die Betriebe können die Preissteigerungen oft gar nicht an den Kunden weitergeben. „Die Frage ist, wer sich das in Zukunft leisten wird können.“ Die Berufsgruppe der Maler verzeichnete in den letzten Jahren 14 neue Meister. Heuer gebe es aber erst eine Anmeldung, so dass der Meisterprüfungskurs wahrscheinlich ausfällt. Bredschneider wies auf einen weiteren Missstand hin: Das Image des Gewerbes leide durch Befähigungsprüfungen: „Macht für eure Mitarbeiter:innen keine Gefälligkeitsgeschichten bei den Lebensläufen! Das sind eure zukünftigen Mitbewerber:innen, die unser Image kaputt machen.“ Ebenso deutlich nahm LIM Stv. Lehrlingsbeauftragter Reinhold Edlinger Stellung: „Es schaut nicht so rosig aus.“ Wichtig sei, dass wir auf unsere Facharbeiter:innen schauen und uns gegenseitig unterstützen.

Unterschiedliche Entwicklungen in den Berufsgruppen

Im Anschluss stellten die weiteren Berufsgruppensprecher ihre Bereiche vor. Bei den Schilderherstellern entwickelt sich die Lehrlingszahl laut Berufsgruppensprecher Paul Roither besser als in anderen Branchen. Fürs nächste Jahr gibt es 16 Anmeldungen zur Meisterprüfung. Petra Dietrichsteiner, Berufsgruppensprecherin und Lehrlingswart bei den Tapezierern, bedankte sich bei der Berufsschule Völkermarkt für die gute Zusammenarbeit. Und Vergolder Karl Maier wies darauf hin, dass es derzeit in seiner Berufsgruppe keine Lehrlinge geben kann. „Es gibt ja nicht einmal mehr eine Berufsschule!“ Positiver schaut es bei Ausbildung der jungen Maler:innen aus. Die beiden Lehrlingsbeauftragten Alex Trapp und Daniel Moser haben auch in der Corona-Zeit junge Talente für die Lehrlingswettbewerbe begeistert. Trapp: „Nur ein Punkt hat für den ersten Platz am Bundeslehrlingswettbewerb gefehlt.“ Steffi Gruber trainierte die Talente zwei Monate lang für den Bundeswettbewerb und lobte: „Man freut sich, wenn die Lehrlinge die Tipps übernehmen.“  

200 Jahre Malermeisterbetrieb Schüssler

Wenn es nach den Ehrungen geht, war es die Fachgruppentagung 2020, 2021 und 2022. Denn diesmal wurden die runden Jubiläen der letzten drei Jahre nachgeholt. Für besonderes Staunen sorgte eine Zahl: Der Malermeisterbetrieb Schüssler aus Wolfsberg feierte sein 200-Jahrjubiläum. Geehrt wurden aber nicht nur die Betriebe, sondern auch die erfolgreichen Teilnehmerinnen des Bundeslehrlingswettbewerb. Denn die Jugend stand bei dieser Fachgruppentagung besonders im Fokus – nicht zuletzt wegen des Gastvortrags.

Weniger Sorgen und viel mehr leben: So tickt die Jugend heute

Sabine Sawczynski bildete früher Lehrlinge aus und unterrichtet heute an Fachhochschulen. „Plötzlich kamen Kollegen zu mir und sagten, die Jugendlichen sind so anders.“ Seither befasst sie sich mit dieser Thematik. Und kommt zu Ergebnissen, die zum Nachdenken anregen. Die Jungen haben starke Zukunftsängste. Mit den jüngsten globalen Veränderungen haben sich die Erwartungen verändert: Plötzlich erhält bei den Jugendlichen das Einkommen die oberste Priorität. Was dazukommt: Kinder sind aufgrund der sich verändernden Werbelandschaft schon als 10-Jährige Entscheidungsträger:innen. „Wir müssen die Jugendlichen jetzt so sehen, wie wir sie herangezogen haben und nicht so, wie wir selbst aufgewachsen sind.“ Die Erwachsenen folgen den Kindern bei den Trends - sei es beim Shoppen oder bei Social Media. „Die Kids versuchen erfolglos, uns zu entfliehen.“ Dafür sind die Familie und Freunde der einzige Stabilitätsfaktor. Arbeit müsse laut Sawczynski Sinn machen und gut bezahlt werden: „Jugendliche wollen Aufmerksamkeit für sich und beteiligt werden. Mit Hierarchie können sie wenig anfangen.“ Die Aufmerksamkeitsspanne und das Orientierungsvermögen seien bei ihnen kürzer. Sawczynski gab abschließend Tipps, was Jugendliche brauchen: „Genaue Anweisungen, weil sie weniger Eigeninitiative zeigen. Und sie wollen schnelle Erfolgserlebnisse. Geschwindigkeit ist wichtiger als Genauigkeit.“ Als Chef müsse man schon fast Entertainer:in sein und die Lehrlinge individuell betreuen. „Suchen Sie die direkte Kommunikation und machen Sie keine falschen Versprechungen. Geben Sie Ihnen Verantwortung mit dem Risiko, dass es auch schiefgehen kann.“ Nach den für einige schwer verdaulichen Einblicken gab es danach bekömmlichere Kost in Form eines Buffets mit lokalen Schmankerln.

Hier können Sie die Präsentation "So tickt die Jugend heute" herunterladen >>

Fotos: WKK

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